Die 70er Jahre waren in Leutesdorf auch eine der erfolgreichsten Zeiten des Katholischen Junggesellenvereins (KJV) von 1857. Bis zu 80 aktive Mitglieder zählte der KJV in dieser Zeit – bei damals rund 2.300 Einwohnern der Gemeinde eine stolze Zahl. Die jungen Männer (Frauen waren nicht zugelassen) im Alter von etwa 16 Jahren bis Anfang/Mitte 20 (einige „Senioren“ waren auch dabei) richteten wie heute noch üblich die traditionelle Laurentius-Kirmes am zweiten Augustwochenende aus. Ende April wurde im „Junggesellenwäldchen“ auf dem Berg oberhalb von Leutesdorf der Maibaum geschlagen (nach einem Beilwurf- und Trink-Ritual namens „Flaschen King“), anschließend per Traktor in den Ort gefahren und dann in feucht-fröhlicher Stimmung vor die Pfarrkirche gesetzt. Auch an Karneval und bei den Winzerzügen waren die Junggesellen schon in dieser Zeit sehr aktiv. Unter Vorsitzenden wie Bernd Jann und Friedhelm Protz nahmen große KJV-Gruppen in Verkleidung bzw. in Tracht an den dörflichen Umzügen teil. An Festtagen „paradierte“ man auch in der „KJV-Uniform“ (in Weiß – steht für Unschuld) mit Vereinswappen. Dabei versuchte man auf Zuruf des Vorsitzenden mehr oder weniger gelungene Schritt-Folgen vorzuführen (1. Preis im Wettbewerb mit anderen Vereinen z.B. ein Kasten Bier). Legendäre Höhepunkte im Jahr waren die gemeinschaftlichen „Auswärtsfahrten“ ohne Freundinnen zu Stiftungsfesten befreundeter Junggesellen- und Burschenvereinen in der Eifel. In Dörfern wie Niederlützingen oder Weibern fanden viele Leutesdorfer schnell Anschluss bei den einheimischen Damen – und nicht wenige von ihnen verpassten die nächtliche Rückfahrt mit dem gecharterten Bus in die Heimat. Mehr dazu demnächst unter „Erinnerungen“.
Der KJV: Auswärtsfahrten ohne Freundin
