Manfred Selt erinnert sich

Wo alles begann: Die Kellerbar mit dem Rotlicht-Eingang

Ende 1966 beschlossen wir, einen Skatclub zu gründen. Wir waren 16 bis 17 Jahre jung:

Winfried Breitbach (de Winni, am Gymnasium wurde er nur Paul genannt)

Hermann Josef Fassbender (de Jupp)

Wolfgang Gräfer (de Bubbes)

Gerd (de Gerd) und Manfred Selt (de Manni). Später kam noch Hans Geißler (de Ziege) hinzu.

„Wie wollen wir unseren Skatclub nennen?“ Aus einem Kartendeck wurde eine Karte gezogen.  Der Zufall sollte entscheiden. Es war die Pik10. Unser Club nannte sich also Skatclub Pik10. 

Der Keller in unserem Elternhaus in der Kleinen Pützgasse 5, ein alter Gewölbekeller mit gestampftem Lehmboden, war zum großen Teil leergeräumt, da hier bei dem häufigen Hochwasser schnell alles unter Wasser stand. Diesen Keller wollten wir ausbauen und uns hier regelmäßig zum Skatspiel treffen.

Vater hatte nichts dagegen, dass wir uns den Raum zu einer Kellerbar ausbauen wollten. Der Boden wurde mit einer etwa 10 cm dicken Zementmörtelschicht versehen und aus alten Ziegelsteinen bauten wir uns die Bar-Theke. Die Gewölbedecke wurde mit weißer Farbe u.a. mittels einer alten Weinbergspritze hell gespritzt. Nach dem ersten Winter erlaubte uns Vater dann noch den Hauskamin, der oberhalb der Gewölbedecke endete, durch die Decke bis auf den Kellerboden zu verlängern. Also konnten wir dort einen alten Kohleofen aufstellen.                                                                                                            

Die Bar-Theke und den Kamin haben wir aus alten Ziegelsteinen gebaut.    

Am Rhein zwischen den Krippen Pflänzergasse und Allergasse hatte die Gemeinde erlaubt, Bauschutt abzukippen. Hier fanden wir passende Ziegelsteine.

 
 

                                                         Bau der Bar-Theke aus alten Ziegelsteinen    

Für die Bewirtung der Kellerbar hatten wir uns folgendes gedacht: Der Club kauft die Getränke – Bier, Limo, Cola und Spirituosen – und verkauft diese mit einem kleinen Aufschlag an Gäste und an uns selbst. Vom Gewinn wir eine Urlaubsreise unternehmen. Tatsächlich haben wir dann 2 Wochen in Ockenburgh bei Den Haag auf einem Campingplatz gezeltet.

Der Verzehr wurde in einem Buch fortlaufend notiert, so dass jeder seinen Schuldenstand auf einen Blick sehen konnte.

Karfreitag 1967 haben wir unsere Kellerbar zünftig eingeweiht, bis zum Morgen durchgemacht und auf Luftmatratzen unseren Rausch ausgeschlafen.

Neben den Skattreffen, bei denen wir von einem einfachen Plattenspieler die aktuellen Songs der Kinks, Yardbirds und Animals, von Deep Purple, Ten Years After usw. rauf und runter hörten, wurden hier auch einige ‘Partys geschmissen‘. Dazu luden wir dann weitere Freunde und Bekannten ein. Gern kamen immer Winnis Kumpels vom Neuwieder Werner-Heisenberg-Gymnasium, die dann oft noch weitere Leute mitbrachten. Mit dabei waren eigentlich auch immer Helga Mertesacker und Ulla Becker aus der Nachbarschaft.
Bei diesen Partys ging es oft bis weit nach Mitternacht recht laut zu. Beschwerden aus der Nachbarschaft gab es keine. Allerdings drehte uns Vater einmal, nach mehreren Warnungen, die Sicherung raus und wir machten dann bei Kerzenlicht ohne Musik weiter.
Einmal, an einem Winzerfest, trat überraschend ein Trupp älterer Herrschaften ein. Man hatte laute Musik gehört, den rot erleuchteten Kellereinstieg entdeckt und hier eine Winzer-Straußwirtschaft vermutet. Wir rückten zusammen, überließen den Herrschaften unsere Sitzplätze und freuten uns über den hohen Umsatz zugunsten unserer Kellerkasse.
Die Kellerbar wurde von uns bis Anfang 1970 geführt, bis die Bundeswehr und ein Hochwasser dem ein vorläufiges Ende bereiteten. Meine jüngeren Brüder Rudi, Jö und Werner setzten dann mit ihren Freunden die Kellertradition in den 70ern noch einige Jahre erfolgreich fort.